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Gemeinde Wehingen

Gemeinderatssitzung Protokoll vom 16.10.2020

Die letzte öffentliche Sitzung des Gemeinderates Wehingen war komplett auf den Kommunalwald Wehingen ausgerichtet.

Vor der weiteren Beratung zu den beiden Haupttagesordnungspunkten “Forsteinrichtungserneuerung 2020 -2029“ sowie “Betriebsplanung für das Forstwirtschaftsjahr 2021 im Kommunalwald Wehingen“ wurde den Ratsmitgliedern im Rahmen einer Waldbegehung im Gewann “Stebbach“ Gelegenheit dazu gegeben, sich unter der fachkundigen Führung von Herrn Hubertus von der Goltz / Forsteinrichter von der Landesforstverwaltung / Forstdirektion des Regierungspräsidiums Freiburg, von Herrn Oberforstrat Leo Sprich vom Forstamt des Landratsamtes Tuttlingen, sowie von Herrn Revierförster Andreas Mauch, vor Ort ein Bild über die aktuelle Situation, sowie über die zukünftigen Planungen für den Gemeindewald Wehingen zu machen.

 
  • Örtliche Prüfung der Forsteinrichtungserneuerung 2020 - 2029 des Gemeindewaldes Wehingen

Der Auftrag zur Durchführung der Forsteinrichtung, als periodische Betriebsplanung für den Kommunalwald, und unter Berücksichtigung der Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion des Waldes fußt auf der gesetzlichen Grundlage im Landeswaldgesetzes sowie in der Forsteinrichtungsverordnung und hat im Gemeindewald Wehingen bereits eine lange Tradition. Erstmals wurde hier bereits im Jahr 1845 eine Forsteinrichtung festgelegt, damals mit dem Ziel, eine Übernutzung des Waldes zu verhindern. Diese wurde seither kontinuierlich fortgesetzt.

Neben der Erfassung des aktuellen Ist-Zustandes erfolgt im Rahmen der Forsteinrichtung eine Überprüfung des zurückliegenden 10-Jahreszeitraumes, sowie die Festlegung von Planungszielen für die nächsten 10-Jahre.

Als “kleines Schatzkästlein“ mit einem großen Vorratsholzbestand bezeichnete Hubertus von der Goltz den Gemeindewald Wehingen mit einem Nadelholzanteil von derzeit 68% (davon allein 40 % Fichte, sowie 25% Tanne), sowie einem Laubholzbestand in Höhe von 32% wovon 17% auf die Buche entfallen.

Die forstliche Betriebsfläche hat sich mit derzeit 561,4 ha in den letzten 10 Jahren nur unwesentlich vergrößert. Hiervon sind 533,1 Hektar Holzbodenfläche, 39 ha Waldfläche wird extensiv genutzt.

Trotz vorhandener zufälliger Holznutzungen durch Schädlinge/Borkenkäfer, Trockenheit, Sturm oder Schneebruch konnte im letzten Forsteinrichtungszeitraum von 2010 – 2019 im Gemeindewald in jedem Jahr ein positives betriebswirtschaftliches Ergebnis mit einem durchschnittlichen jährlichen Überschuss in Höhe von 39.398,- €, erzielt werden.

Mit einem Gesamtmenge in Höhe von insgesamt 244.409 m³ verfügt der Gemeindewald Wehingen über den größten Holzvorrat seit Gründung der Forsteinrichtungsplanung.

Hiervon entfallen 36% oder 88.000 Vorratsfestmeter auf den Starkholzanteil.

Der Naturverjüngungsvorrat ist mit insgesamt 52 % gut. Aufgrund einer starken Verbissbelastung ist dieser bei der Tanne jedoch seit dem Jahr 2010 von bisher 10% auf nur noch 5 % gefallen.

Bei der Zukunftsplanung für den Kommunalwald Wehingen wurden neben der Erwirtschaftung eines positiven Betriebsergebnisses, einer naturnahen Bewirtschaftung des Gemeindewaldes, sowie dem Erhalt eines Nadelbaumanteils entsprechend der örtlichen Eignung, auch die Durchführung erforderlicher Pflege- und Durchforstungsmaßnahmen, als Ziele definiert.

Dabei soll auch ein verstärktes Augenmerk auf die Verjüngung der Bestände sowie auf die Jungbestandspflege gelegt werden.

Mit Blick auf die aktuelle Klimaerwärmung sollen dabei klimastabile Nadelbäume wie Douglasien und Tannen, sowie Laubbäume verstärkt in der Verjüngung begünstigt und gepflegt werden, und im Gegenzug der Anteil der Fichten reduziert werden.

Mit Blick auf den aktuellen Rekord-Holzvorrat insbesondere in schlagreifen Altbeständen, sowie mit dem Ziel, die Umtriebszeit des Waldes zu verkürzen, und schnellstmöglich klimastabile Mischbestände zu schaffen, soll der bisherige Hiebsatz von 29.300 m³ im Zeitraum 2010-2019, in der neuen Forsteinrichtung 2020 – 2029 gesteigert werden auf insgesamt 47.000 m³.

Trotz dieser deutlichen Anhebung liegt der geplante Holzeinschlag immer noch deutlich unter dem prognostizierten Holzzuwachs von 52.700 m³ in den kommenden 10 Jahren.

Nach den ausführlichen Erläuterungen sowie der ergänzenden Beantwortung von Fragen, stimmte der Gemeinderat der vorgeschlagenen Forsteinrichtungserneuerung für den Einrichtungszeitraum 2020 – 2029 einstimmig zu.

 
  • Betriebsplanung für das Forstwirtschaftsjahr 2021 im Kommunalwald Wehingen

Bei Ihrem Bericht über das aktuelle Forstwirtschaftsjahr 2020 wiesen Herr Oberforstrat Sprich, sowie Herr Revierleiter Mauch auf die aktuell schwierige Gesamtsituation im Forstwirtschaftssektor hin.

In den zwei extrem trockenen Sommern in den Jahren 2018 und 2019 wurden die Bäume massiv gestresst. Weitere extreme Witterungsverhältnisse und zusätzlicher jährlicher Sturmholzanfall, haben einen erhöhten Befall der Bestände durch Borkenkäfer begünstigt. Bedingt durch den hohen Schadholzanteil sind die Preise für Nadelstammholz, sowie die Holzmarktsituation insgesamt derzeit sehr schlecht.

Aufgrund der bestehenden Ausgangslage wurde im Jahr 2020 bereits ein auf 1900 Festmeter reduzierter Einschlag geplant, von denen jedoch bisher lediglich ca. 1100 Festmeter realisiert wurden. Erschwerend hinzu kommt, dass ein hoher Anteil des aktuellen Holzeinschlages auf zufälliger Nutzung / Schadholzanfall basiert.

In der Summe wird daher für das Jahr 2020 beim Betriebsergebnis des Gemeindewaldes mit einem Abmangel/Verlust in Höhe von ca. 25.000,- € gerechnet.

Im Anschluss wurden dem Gemeinderat die Bewirtschaftungs-, Natural-, und Hiebspläne für das Forstwirtschaftsjahr 2020 erläutert.

Aufgrund der schlechten Holzmarktsituation wurde der in der Forsteinrichtung geplante jährliche Regelhiebsatz in Höhe von 4.700 Festmeter im Jahr 2021 auf 70% oder 3.400 Festmeter Gesamteinschlag reduziert.

Dieser soll an den Hiebsorten Breithalb, Jägerloch und Schmelzewäldle erfolgen.

Zur Bestandspflege sollen 3000 Tannen, 600 Fichten und 270 Douglasien gepflanzt werden. Im Finanzplan für das Forstwirtschaftsjahr 2021 stehen den veranschlagten Einnahmen in Höhe von 254.280 €, Gesamtausgaben in Höhe von 268.300 € gegenüber, sodass auch im kommenden Jahr mit einem Abmangel /

Zuschussbedarf in Höhe von 14.020,00 € gerechnet wird.

Aufgrund der derzeit starken Baukonjunktur besteht die Hoffnung, dass bei einem verringerten Schadholzanfall die Holzpreise für Nadelholz wieder anziehen.

Auf steigende Marktpreise kann durch entsprechenden Holzmehreinschlag innerhalb von 2 – 3 Wochen kurzfristig reagiert werden.

Abschließend bedankte sich Bürgermeister Reichegger bei der Forstverwaltung für die anschauliche Aufarbeitung und Präsentation der Zahlen, sowie für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit während des gesamten Jahres.

http://www.wehingen.de//rathaus-service/gemeinderat/aktuell-/-sitzungsberichte